Rückblick auf die Abschlussveranstaltung des Projektes H2BPMM

Die innerhalb der Woche des Wasserstoffs und der Wasserstofftage Nordwest durchgeführte Abschlussveranstaltung des von der Metropolregion Nordwest geförderten H2BPMM- Projektes wurde zu einem spannenden und intensiven Austausch in einer kleinen Runde hochinteressierter und erfahrener Wasserstoffbegeisterter.

In fünf kurzweiligen Vorträgen wurden Einblicke in die H2BPMM-Projektergebnisse, die Implementierung von Wasserstoff-Rangierloks im Hafengebiet sowie die Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrs durch den Einsatz von Wasserstoff bei temperaturgeführten Transporten gegeben.

Die Begrüßungsworte von Frau Corinna Brand, Wissenschaftsreferentin des Bremerhavener Magistrats, der die Initiierung und Durchführung des H2BPMM-Vorhabens wesentlich begleitet hat, zeigten die große Bedeutung der Wasserstoff-Infrastruktur für den weiteren Ausbau des klimafreundlichen Gases und den Erfolg der Energietransformation auf. Die Vorstellung des Smart Mobility Institutes (SMI) von Herrn Prof. Dr.- Ing. Benjamin Wagner vom Berg, Frau Prof. Dr. Miriam O ́Shea und Herrn Prof. Dr.-Ing. Uwe Arens sowie die Einführung in das H2BPMM-Projekt unterstrich die Wichtigkeit von Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten zur Erreichung dieser Ziele.

Bereits der erste Vortrag des H2BPMM Teams zeigte die Herausforderungen, auf die Antragstellende und Behörden bei der Beantragung des Baus einer Wasserstofftankstelle treffen. Frau Dipl.-Ing. Uta Kühne wies neben den sehr komplexen Erlaubnis- und Genehmigungsverfahren, intransparenten Informationsflüssen und relativ geringen Erfahrungswerten auf die Abhängigkeit zwischen den rechtlichen Grundlagen für die Zulassung und den Konfigurationen und Parametern der zuzulassenden H 2 -Tankstelle hin.
Um die Prozesse einfacher und transparenter zu gestalten und die Antragsverfahren zu beschleunigen, müssen die Prozessabläufe für das E-Government und die Abbildung in Business Process Management Systemen aufgeschlüsselt werden, einem der wichtigsten Aufgaben im H2BPMM-Projekt.

Prof. Wagner vom Berg erläuterte innerhalb des zweiten H2BPMM-Vortrages die Erkenntnisse und Ergebnisse des Metropol-Projektes zu der Standardisierung und Digitalisierung von heutigen Erlaubnis- und Genehmigungsverfahren. Wichtige Grundlagen hierfür waren umfangreiche Literaturrecherchen, Dokumentenanalysen, Interviews und Workshops mit Behörden und Antragstellenden. Durch den Einsatz von Modellierungssprachen (BPMN und DMN) und -programmen (Camunda BPM) wurde aus den gewonnenen Erkenntnissen der IST-Analyse ein standardisierter IST-Prozess modelliert, der die Prozessschritte und deren zeitliche Abfolge bei der Erlaubnis einer Wasserstoff- Tankstelle nach der Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV) abbildet. Um hieraus einen SOLL-Prozess zu formen und die Möglichkeiten zur Vereinfachung der Erlaubnis- und Genehmigungsverfahren zu analysieren, war es erforderlich, die von den Antragstellenden geforderten inhaltlichen Informationsbedarfe aus dem Erlaubnisverfahren nach § 18 der BetrSichV den Prozesselementen des IST-Prozesses in Form einer Informations-Fluss- Matrix gegenüber zu stellen. Somit konnten Dopplungen erfasst und die seitens der Antragstellenden vorzuhaltenden Inhalte identifiziert werden. Als weiteres wichtiges Ergebnis im Rahmen der Digitalisierung gilt der innerhalb des Projektes entwickelte H 2 -Tankstellen- Demonstrator als digitales Einstiegs-Tool und Online Entscheidungshilfe für Antragsteller:innen und Behörden basierend auf Parametern, Grenzwerten und Tankstellen- Konfigurationen. Begleitet wird der Demonstrator durch Erläuterungen zu den verschiedenen Erlaubnis- und Genehmigungsverfahren.

Der abschließende Vortrag zu dem H2BPMM-Projekt handelte von den Möglichkeiten, wie zukünftige Erlaubnis- und Genehmigungsverfahren zur Beschleunigung des Ausbaus der Wasserstoff-Infrastruktur aussehen können. Frau Kühne erläuterte dazu die kritische Auseinandersetzung des Vorhabens mit den aktuell verwendeten Gesetzesgrundlagen und Überlegungen zu einer „alternativen“ Einordnung von Wasserstoff-Tankstellen als Energieanlage oder als Eigenanlage und dem Hinterfragen der Lagermengengrenzen für Wasserstoff. Ein besonderer Fokus lag jedoch auf den Ergebnissen der Masterarbeit des Studenten Herrn Arne Jaritz, der sich mit den Sachverhalten auf Grundlage der chemischen Stoffeigenschaften von Wasserstoff beschäftigt hat. Mit Hilfe der Function Analysis System Technique (FAST-Analyse) und der Erstellung von Ursache-Wirkungs-Diagrammen wurden dabei die sicherheits- und umweltrelevanten Faktoren beim Umgang mit Wasserstoff aufgezeigt und deren Bedeutung für die genehmigungsrelevanten Anforderungen aus den verschiedenen Erlaubnis- und Genehmigungsverfahren bewertet. Es wurde eine eventuelle Beeinträchtigung der Umwelt und der Sicherheit durch das Element Wasserstoff hinterfragt und die hiermit verbundenen möglichen Reduktionspotentiale aufwendiger und zeitintensiver Genehmigungsverfahren aufgezeigt.

Die Beiträge des H2BPMM-Projektes wurden im Verlauf der Abschlussveranstaltung durch zwei spannende Vorträge aufgelockert.

Herr B.Eng. Senad Hasanspahic stellte mit „sH2unter@ports – Implementierung einer H 2 – Rangierlokomotive zur Reduzierung klimarelevanter Emissionen im Hafengebiet“ ein weiteres Projekt des Smart Mobility Institutes und namhafter Partner vor. Die zunehmende Bedeutung der Bahn am Seehafen-Hinterlandverkehr, der energieintensive Hafenumschlag sowie ein globaler Trend zu grüner Logistik zeigen in diesem Bereich einen Bedarf nach emissionslosen Antriebstechnologien. Im Fokus des Projektes stehen dabei die Bremischen und Hamburger Hafengebiete und die Erforschung der Möglichkeiten zur Umstellung von Rangierlokomotiven auf Wasserstoffbetrieb, deren Betankung, die ökologischen und ökonomischen Faktoren sowie Sicherheits-, Rechts- und Akzeptanzfragen.

In einem weiteren Vortrag beleuchtete Herr Prof. Dr.-Ing. Wagner vom Berg das Potential von Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologien für den Einsatz bei Tiefkühltransporten. Innerhalb des mit Partnern durchgeführten Projektes „H 2 Cool Prelude – Anbahnung von Kühltransporten mit Wasserstoff-LKW“ und einer Studie für die NOW GmbH – Nationale Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie erfolgte eine technische, ökonomische und ökologische Analyse aktueller und emissionsfreier Kühltransporte und deren Kühlsysteme sowie eine Betrachtung rechtlicher und sicherheitstechnischer Rahmenbedingungen.

Während der Vorträge und beim anschließenden Imbiss kam es im Publikum zu einer regen Diskussion mit Anregungen und weiteren Vorschlägen zu möglichen Anwendungsgebieten und Folgemaßnahmen. So wurde beispielsweise der Demonstrator sowie die Informations- Fluss-Matrix als wesentliche Entwicklung zur Standardisierung sowie zur Definition und Bestätigung der Vollständigkeit eingereichter Unterlagen genannt.

„Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass ich die Teilnehmenden der Abschlussveranstaltung begrüßen durfte. Ich fand die Veranstaltung sehr gelungen, insbesondere die sehr verständlichen Präsentationen haben meines Erachtens zum Erfolg der Veranstaltung beigetragen. In der Kaffeepause habe ich interessante Gespräche geführt ​und konnte gute Kontakte knüpfen“, resümiert Frau Corinna Brand vom Magistrat Bremerhaven die Veranstaltung.

Das H2BPMM Team bedankt sich hiermit nochmal ganz herzlich für das Interesse an der Abschlussveranstaltung, den regen Austausch und für die Unterstützung durch die wissenschaftlichen Hilfskräfte, die Hochschule Bremerhaven, die Metropolregion Nordwest und den Magistrat Bremerhaven.

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